Dienstag, 25. September 2007

...

"Die Massen von Luxusmüll machen mich krank - und trotzdem sehen sie faszinierend aus." Am 17. Januar 2003 annulierte der bis dato erfolgreiche Rechtsanwalt Chris Jordan seine Lizenz um Fotograf zu werden. Und das aus edlen Gründen. Chris Jordan will die Welt verbessern. Mit Bildern wie "Cigarette Butts (2005)" macht er auf den Irrsinn des Zivilisationsmülls aufmerksam. "Auf der Welt werden pro jahr vier Billionen Zigarettenkippen weggeworfen. Das sind 126.000 in einer Sekunde. So eine Zahl ist abstrakt. Erst wenn man sie sieht, wird sie dramatisch."

Quellen:
Hein, Barbara: Apokalypse in Zeitlupe. In: Art. Das Kunstmagazin Februar 2006. S. 18-25.
http://www.chrisjordan.com/

Montag, 24. September 2007

Knochen

Nach den ersten Zombie-Einträgen nun ein Exkurs zu einem „ähnlichen“ Thema. Im Folgenden geht es um Gebeine. Um Totenköpfe und Knochen. Und um das Sammeln und Aufbewahren. Doch zunächst geht es um den Film „Mondo Cane“.

Wie der Name schon sagt, handelt es sich bei „Mondo Cane“ um einen so genannten „Mondo-Film“, im Falle von „Mondo Cane“ sogar um den ersten aller „Mondo-Filme“, den Begründer des „Mondo-Genres“. Ein „Mondo-Film“ zeichnet sich dadurch aus, dass er in einer collageartigen Ansammlung verschiedenste Einzelszenen zeigt, deren einzige Gemeinsamkeit auf den ersten Blick (und im Regelfall auch auf den zweiten und dritten) ihre Kuriosität, Sensationsgier oder gar Ekelhaftigkeit zu sein scheint. Gualtiero Jacopettis „Mondo Cane“ mag hier vielleicht eine Ausnahme darstellen, was hier aber nichts zur Sache tut. Hier geht es um die einundzwanzigste Szene des Films.

Eingebettet in einen kleinen Themenkomplex zum Thema Menschenknochen beginnt sie mit dem (eigenartigen) Satz: „In Rom hängt man dem Tod den Mantel der Unsterblichkeit um“. Daraufhin sieht man ein bis in die letzte Ritze fein säuberlich mit menschlichen Gebeinen ausstaffierten Gewölbekeller, in dem die Mönche des Kapuziner-Ordens seit Jahrhunderten „nicht nur die Erinnerung, sonde
rn auch die Gebeine ihrer Toten aufbewahren“. Dies mag zunächst wenig spektakulär klingen. Im „sakralen Raum“ wird eine derartige Verfahrensweise auch vermutlich nichts ungewöhnliches sein. „Eine Mahnung an die Vergänglichkeit allen Lebens, aber auch ein Beweis für die Unvergänglichkeit der Liebe, die den Tod überlebt“, wie der Sprecher in gleichmütigem Tonfall aus dem Hintergrund kommentiert. Aus einem weiteren Kommentar des Sprechers ergibt sich nun, dass es sich bei den Toten vornehmlich um Pestopfer handelt, die die Mönche im Mittelalter fürsorglich bei sich aufgenommen (und bis heute dabehalten) haben. Das aber auch nur am Rande.

Die eigentliche Absurdität der Szene eröffnet sich dem Betrachter nun im „alljährlichen Großreinemachen“. Neben gänzlich in Rot gekleideten, von Kopf bis Fuß vermummten betenden Mönchen haben sich Menschen aller Altersklassen (aber vornehmlich Kinder) eingefunden um sämtliche Knochen und Schädel zu reinigen. Begleitet von fröhlicher Musik sitzen sie mit Pinsel und Lappen bewährt vergnügt in der Gruft und reinigen die Gebeine der Toten, und das mit einer verstörenden Selbstverständlichkeit.

Quellen:
Jacopetti, Gualtiero: Mondo Cane. Italien 1962.